Selbsthilfegruppe „Echo“ hat neue Leitung

Tinnitus: Jürgen Richter mit seinem Cochlea-Implantat
Die vor drei Jahren gegründete Selbsthilfegruppe „Echo“ hat eine neue Leitung: Jürgen Richter möchte den Austausch unter Betroffenen fördern und Möglichkeiten aufzeigen, mit Tinnitus zu leben.  Tinnitus bezeichnet ein Symptom, bei dem der/die Betroffene Geräusche wahrnimmt, denen keine äußeren Schallquellen zugeordnet werden können. Das unangenehme Geräusch im Ohr kann unterschiedliche Ursachen haben und belastet stark das alltägliche Leben. Resignation, Stress und Angst sind die Folge.

Den Tinnitus akzeptieren lernen

Jürgen Richter

Jürgen Richter

Richter weiß, wovon er spricht. Seit rund 25 Jahren ist er selbst von Tinnitus betroffen. Angefangen hat alles mit einer langen Schwerhörigkeit, dann folgte ein Hörsturz und seitdem muss er mit dem ständigen Geräusch im Ohr leben. „Das geht aber“, sagt der 59-jährige und erzählt, wie er in der Rehaklinik gelernt hat damit umzugehen: „Man muss den Tinnitus annehmen und akzeptieren. Das ist nicht leicht, aber es geht.“  Entspannungsübungen und sanfte Musik beim Einschlafen können zum Beispiel sehr hilfreich sein. Ablenkung sei ebenfalls ein gutes Mittel im Umgang mit der Krankheit. Deshalb möchte der 59-jährige Germeringer auch weiter Ausflüge und gemeinsame Aktivitäten mit den Gruppenteilnehmern planen.

Vorurteile gegenüber Hörgeschädigten

Ein besonderes Anliegen ist Richter der offene Umgang mit Hilfsmitteln wie Hörgeräten oder auch sichtbaren Implantaten. „In unserer Gesellschaft  gibt es immer noch viele Vorurteile, wenn es um Hörgeschädigte geht: Sie sind alt, nicht besonders intelligent, psychisch krank oder hören nur, was sie hören möchten. Zahlreiche Menschen denken auch, dass Hörgeräte hässlich, unbequem und teuer sind und nicht optimal funktionieren. Deswegen tragen Betroffene ihre Hörgeräte auch in vielen Fällen nur selten. Wer sein Hörgerät aber nicht regelmäßig trägt, hat es schwer und wenn der/die Betroffene nicht zeigt, dass er schlecht hört, kann sich sein/ihr Gegenüber auch nicht darauf einstellen“.

Cochlea-Implantat gegen Tinnitus

Der ehemalige Berufssoldat hat selbst ein Cochlea-Implantat, das ihm nach langjähriger Taubheit operativ eingesetzt wurde. Das Cochlea-Implantat ermöglicht die Übertragung von Audiosignalen an die Hörnerven und ermöglicht so das Hören. Es wandelt die digital codierten Audiosignale in elektrische Impulse um und leitet sie an den Elektrodenträger in der Cochlea (die Teil des Innenohres ist) weiter. In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde gezeigt, dass Träger eines Cochlea-Implantats ein Satzverstehen von durchschnittlich 80 % erreichen –zuvor mit dem Hörgerät dagegen lediglich 10 %.  „Es ist ein synthetisches Hören und ich habe danach erst wieder das Hören lernen müssen“, so Richter.

Auskunft und Anmeldung

Die Selbsthilfegruppe, die im Durchschnitt von acht Betroffenen besucht wird, kann in Zeiten der Pandemie keine Treffen oder andere gemeinsame Aktivitäten planen.  Richter telefoniert deshalb gerade sehr viel. „So kann ich die Teilnehmer*innen schon etwas kennenlernen und Vertrauen aufbauen“. Wann sich die Gruppe wieder zusammen findet ist derzeit also noch offen, aber wer Interesse hat, kann sich telefonisch in der Germeringer Insel unter Tel: 089 840 53 58 melden.